Von Gudrun Deterding Gundersen

Liesst man das Büchlein, „Das Christliche aus dem Holze schlagen …“ von Judith von Halle, so kann man erleben, dass sie da einem Geheimnis auf der Spur ist, einem Geheimnis, das bisher in der Anthr. Gesellschaft durch Fehldenken zugeschüttet war und meines Wissens nur von zwei Autoren öffentlich klar dargestellt wurde. Erstens bei Dr. Werner-Christian Simonis „Im Schutze der Meister“, Verlag die Kommenden steht Folgendes bezüglich der Frage: “Wie können wir den Mysteriennamen Rudolf Steiners finden, um mit ihm meditativ besser zusammen arbeiten zu können?“: „Eine andere Charakterisierung erfährt die Persönlichkeit Rudolf Steiners noch durch eine private Äusserung von Frau Marie Steiner, in der sie ihren Kummer zum Ausdruck brachte, dass keines der Mitglieder der Anthr. Gesellschaft erkannt habe, dass Rudolf Steiner der „Meister Jesus“ gewesen sei!“ Zweitens bei den Darlegungen von Hermann Keimeyer, einem  geistwahrnehmenden Schüler an der Schwelle.

Mit tastenden Worten, die wie ein suchendes wortgemässes Ausforschen des „Menschheitsrepräsentanten“ sich geben, forscht Judith von Halle in neuer Weise nach dem Höchsten und dem karmischen Umkreis von Rudolf Steiner und Edith Maryon, die gemeinsam das Bildhauerische Werk „der Menschheitsrepräsentant“ ausführen. Zwei Aussagen Rudolf Steiners zitiert sie als Erkenntnisstütze. Der Menschheitsrepräsentant hinge der mit der physischen Organisation des Menschen zusammen und wäre nicht als ein rein geistiges Wesen dargestellt. Es sei so, wie Jesus von Nazareth, „im 30. Jahre des Lebens in diesem Erdenleib“ war. Das zweite Zitat bezieht sich auf Christus wie Er „zwischen dem Ahrimanischen und dem Luziferischen (…) in seiner Auferstehungsgestalt“ erscheine. (1.) Seite 26. Im Weiteren weist sie auf die tiefen Mysterien der „vollständigen Wiederaufrichtung der verlorenen Entwickelungsprinzipien des Menschen“ hin. Die Dichte des Dargestellten setzt eine gründliche Kenntnis der christologischen Ausführungen Rudolf Steiners voraus und führt zu folgendem Satz von Judith von Halle, der genauer untersucht gehört: „Rudolf Steiner war nach eigenen Aussagen während der Zeitenwende nicht auf Erden verkörpert.“ (1.) Seite 27 mit dem Hinweis auf Andeutungen in Rudolf Steiners Vortrag vom 29.Dezember 1923 in GA 233. In diesem angeführten Vortrag aber gibt es diese Art Hinweis nicht. Auf der Suche nach einem eindeutigen Zitat Rudolf Steiners bezüglich der wie oben zur Gewohnheit gewordenen Auffassung von Anthroposophen, zeigte sich GA 233 als sehr ergiebig, jedoch unter dem umgekehrten Vorzeichen. Am 31.12.1923, dem 1. Jahrestag des Brandes des 1. Goetheanums, an dem jedes Wort wie eingemeisselt sich ausnimmt, vergleicht Rudolf Steiner: “ In Ephesus die Götterstatue; hier im Goetheanum die Menschheitsstatue, die Statue des Menschheitsrepräsentanten, des Christus-Jesus, in dem wir gedachten, uns mit ihm identifizierend, in aller Demut so in der Erkenntnis aufzugehen, wie einstmals …die Schüler von Ephesus in der Diana von Ephesus aufgingen.“ Hier spricht Wahrheit und Gleichnis ganz bewusst zugleich! Nimmt man diese Aussage ernst, so kann sie unten noch eine Bestätigung bekommen.

Die Aufgabestellung dieses Artikels ist die des Erkennens, wer Rudolf Steiner war! Ist er nicht derjenige, der allein die komplizierten Vorgänge der Bildung des Leibes und der Wesensglieder der Jesus von Nazareth – aus den zwei Jesusknaben - und seines Umkreises dargestellt hat? Durch ihn wissen wir überhaupt nur von all dem – und dann die sich unverständlich ausnehmende Gedankenkurzschlusshaltung der Anthroposophen, er sei nicht der Jesus von Nazareth, da er gesagt hätte, er selber sei nicht inkarniert gewesen zum Zeitpunkt des Mysteriums von Golgatha. Diese Aussage stimmt, denn bis zum 30. Jahre lebte er in eben dem Leibe des Jesus von Nazareth, als das Ich, das auch in Zaratusthra, in Eabani, in Aristoteles und das dann, als Jesus von Nazareth, zur Taufe im Jordan ging. Dort opferte dieses Jesus-Ich all seine Hüllen, d.h. den physischen Leib, den Ätherleib und den Astralleib dem Christus. Es war das die Todesstunde dieses Menschen-Jesus-Ichs, das von da an als nicht mehr inkarniertes Ich von der geistigen Warte alles mitverfolgen konnte, während es vorher alles im physischen Leibe als Ich des Jesus von Nazareth selbst erlebt hat. Und somit stimmt auch die Bemerkung über Aristoteles, dass er nicht zum Zeitpunkt des Mysteriums inkarniert gewesen sei, da das Mysterium eben erst einsetzt mit der Jordantaufe und alles vorherige Vorbereitung von der irdisch-menschlichen Seite her war.

Konnte Rudolf Steiner sich deutlicher ausdrücken „die Menschheitsstatue, die Statue des Menschheitsrepräsentanten, des Christus-Jesus, indem wie gedachten, uns mit ihm identifizierend, in aller Demut …“ – ohne überdeutlich zu werden? Passt hier nicht das eingangs Zitierte von Marie Steiner, die eben ihn auch als „Meister Jesus“, als einer der 12 ewigen Meister der „Weissen Loge“ bezeichnete und von der Tragik sprach, dass die Mitglieder ihren Rudolf Steiner nicht voll erkannt hätten?

Durch die Geisteswahrnehmungen von Hermann Keimeyer bin ich auf diesen Sachverhalt aufmerksam geworden, den er ausführlich in seinem grossen Werk „ Wie findet man die Meister in Höheren Welten“ umfassend und mit grosser Genauigkeit dargestellt hat von Seite 366 – bis 618, ISBN : 3-980 6206-4-6, 1983-2003. Doch in Dornach vermeint man an ihm vorbei gehen zu können. Diese Aufgabe aber teilte Rudolf Steiner dem Vorstand der AAG zu: „Hier muss eine Stätte sein, wo die Kraft gefunden wird, nicht bloss in ausspintisierender, dialektisch-empirischer Wissenschaftlichkeit der Gegenwart hindeuten darauf, dass es da oder dort kleine Spuren des Geistigen gibt, sondern wenn Dornach seine Aufgabe erfüllen will, dann muss hier offen von dem, was in der geistigen Welt vorgeht geschichtlich, was in der geistigen Welt vorgeht als Impulse, die dann in das natürliche Dasein hineingehen und die Natur beherrschen, es muss in Dornach von wirklichen Erlebnissen, von wirklichen Kräften, von wirklichen Wesenheiten der geistigen Welt der Mensch hören können.“ So verkündet Rudolf Steiner auf der Weihnachtstagung am 1. Januar 1924 das Manifest für eine lebendige Hochschule.(auf Seite 146, im gleichen Vortrage wie oben)

Ja, Hermann Keimeyer, der sich als ein Lehrling Rudolf Steiners – an der Schwelle bezeichnet, hat verwirklicht, was sein Meister von uns Anthroposophen erwartet, er hat den Kontakt zu ihm und anderen Meistern durch Schulung hergestellt. In Dornach wird er nicht gehört – jedoch weltweit wird er über das Internett: www.hermannkeimeyer.de gelesen.

Verfolgt man innerlich den Weg dieses Ichs des Jesus von Nazareth, so ist das in einer speziellen Situation nach dem Austritt aus seinen übrigen Wesensgliedern bei der Taufe im Jordan durch das Einziehen des Christusgeistes. Diese Ich ist rein geistig vorhanden, seine anderen drei Wesensglieder, Physischer Leib, Ätherleib und Astralleib leben aber noch und sie bilden die menschlichen Hüllen für den Christusgeist. Dieser verdichtet sich von einem hohen makrokosmischen Hirarchischen Wesen schmerzlichst bis zu einem Menschen-Ich und geht mit diesem und den drei geopferten Leiber des Jesus von Nazareth durch das Mysterium von Golgatha. Diese Seite des Vollzuges der Mysterientat, die den Auferstehungsleib erstehen liess, muss für das Ich des Jesus von Nazareth, von grösster Bedeutung gewesen sein. Es durfte teilhaben am Erleben des Auferstandenen, so wie das 2. Zitat von Judith von Halle es darstellt, dass Rudolf Steiner genau den Auferstehungsleib darstellen konnte. Von da ab ist sein Mysterienname „Meister Jesus“ voll verständlich. Ist es verwunderlich, dass er, als wiedergeborenen „Meister Jesus“ im 19. Jahrhundert eine Skulptur schafft, die gerade diesen Auferstehungsleib als Thema hat? Judith von Halles Zitate werden in diesem Zusammenhang besonders kostbar und bilden eine Grundlage für das wirkliche erweiterte Verständnis, wer Rudolf Steiner war und ist, wir dürfen in ihm den „Meister Jesus„ erblicken.

Einen weiteren korrekturbedürftigen Gesichtspunkt äussert Judith von Halle sehr deutlich: sie räumt auf mit der Umschreibung des Ersten Goetheanums als „Ein Gesamtkunstwerk“ und nennt den Kuppelsaal die „Vorhalle“, den kleinen Kuppelsaal „Heiliges“ und die Holzplastik „Allerheiligstes“ und stellt so den „Tempel“ wieder her – der, wie Rudolf Steiner im 8. Vortrag von GA 233 sagt: “Es war schon in diesem Goetheanum für den, der empfinden konnte, eine Erinnerung an den Tempel von Ephesus zu sehen.“ Durch den Brand des Ersten Goetheanums verwandelte sich der nach aussen als archtiektonisches Werk sichtbaren Leib, der Tempel in einen ganz Neuen, in einen ätherischen Tempel, dessen „Grundstein“ Rudolf Steiner auf der Weihnachtstagung in die Herzen der Mitglieder mit dem Grundsteinspruch legte.

Hier fügen sich auch die Nachrichten ein vom ätherischen Goetheanum wie es von Fred Pöppig und Hermann Keimeyer dargestellt wird, das es lebende und verstorbenen geheime Hüter dieses Äther-Goetheanums gäbe, die gerade die Opferhaltung auch realisieren, die das Ich des Meister Jesus vorgelebt hat und dem andere nun folgen, auf dass solche Liebesopfer, wie sie dort gebracht werden, nicht von den Widersachermächten auf Erden gestohlen werden können. Das Geheimnis der freiwilligen Verwandlung ist nur wahrer Geisterkenntnis zugänglich und nicht den zurückgebliebenen Wesen möglich zu erkennen oder tätigen.

Mögen die Geistwahrnehmenden unserer Zeit sich zur Zusammenarbeit finden, damit keiner straucheln möge und die immer wieder notwendige Stütze von der Hand des Freundes in Christi angenommen werden kann.

Gudrun Deterding Gundersen, Nesodden, 12.10.2007