Alles, was den Menschen streben lässt, sein Ich zu verlieren, mit ihm aufzugehen in ein Allbewusstsein, ist ein Erzeugnis der Schwäche. Nur der allein versteht das Ich, der da weiß, dass, nachdem er sich dieses Ich errungen hat im Laufe der kosmischen Entwicklung, es nunmehr unverlierbar ist, und der Mensch muss vor allen Dingen nach der starken Kraft streben, wenn er die Weltenmission versteht, dieses Ich immer innerlicher, immer göttlicher zu machen. Die wahren Anthroposophen haben nichts von jener Phrase in sich, die da immer wieder betont das Aufgehen des Ichs in einem All-Ich, das Zusammenschmelzen in irgendeinen Urbrei. Die wahre anthroposophische Weltanschauung kann nur als Endziel die Gemeinschaft der selbstständig und frei gewordenen Iche, der individuell gewordenen Iche hinstellen. Das ist ja gerade die Erdenmission, die sich durch die Liebe ausdrückt, dass das Ich dem Ich frei gegenüberstehen lernt. Keine Liebe ist vollkommen, die hervorgeht aus Zwang, aus dem Zusammengekettetsein. Einzig und allein dann, wenn jedes Ich so frei und selbständig ist, dass es auch nicht lieben kann, ist seine Liebe eine völlig freie Gabe. Das ist sozusagen der göttliche Weltenplan, dieses Ich so selbständig zu machen, dass es aus Freiheit selbst dem Gott die Liebe als ein individuelles Wesen entgegenbringen kann. Es würde heißen, die Menschen an Fäden der Abhängigkeit führen, wenn sie irgendwie zur Liebe, wenn auch nur im entferntesten, gezwungen werden könnten.

Zitat zur Frage: „Nach dem Sinn des Bösen“

Seite 166 usf.
Betrachten Sie es nicht als eine Härte des Schöpfungsplanes, nicht als etwas, weswegen man rechten könne mit dem Schöpfungsplan, dass also die Menschheit gespalten wird in solche, die zur Rechten und die zur Linken stehen werden, betrachten Sie es vielmehr als etwas, was im höchsten Grade weise im Schöpfungsplane ist. Denn bedenken Sie einmal, dass gerade dadurch, dass so das Böse sich von dem Guten trennt, das Gute seine Hauptstärke im Guten erhalten wird, denn es wird das Gute sich nach dem großen Kriege aller gegen alle jede nur mögliche Anstrengung geben müssen, um die Bösen in dem Zeitraum, in dem es noch möglich sein wird, wie­der herüberzuziehen. Das wird nicht eine Erziehungsaufgabe sein, wie heute die Erziehungsaufgaben sind, sondern da werden okkulte Kräfte mitwirken, denn die Menschen werden in diesem nächsten großen Zeitraum okkulte Kräfte in Bewegung zu setzen verstehen. Die Guten werden die Aufgabe haben, auf ihre Mitbrüder der bösen Strömung zu wirken. Und in den okkulten Weltenströmungen wird dieses alles vorbereitet. Nur versteht man die tiefste aller okkulten Weltenströmungen am allerwenigsten. Die Weltenströmung, die das vorbereitet, sagt folgendes zu ihren Schülern: Da reden die Men­schen von Gut und Böse, und sie wissen nicht, dass es im Weltenplan notwendig ist, dass das Böse auch zu seiner Spitze kommt, damit diejenigen, die dieses Böse überwinden müssen, gerade in der Über­windung des Bösen die Kraft so nützen, dass ein um so größeres Gutes herauskommt. — Aber es müssen die auserlesensten Menschen darauf vorbereitet werden, dass sie hinüberleben über das Zeitalter des großen Krieges aller gegen alle, wo Menschen ihnen entgegen­stehen werden, die in ihrem Antlitz haben werden die Zeichen des Bösen, sie müssen vorbereitet werden darauf, dass soviel als möglich gute Kraft einfließen muss in die Menschheit. Es wird noch möglich sein, dass die bis zu einem gewissen Grade weichen Leiber nach dem großen Kriege aller gegen alle umgeformt werden durch die bekehr­ten Seelen, durch die Seelen, die noch in diesem letzten Zeitraum zu dem Guten hinübergeführt werden. Damit wird viel erreicht wer­den. Das Gute würde nicht ein so großes Gutes sein, wenn es nicht also wachsen würde durch die Überwindung des Bösen. Die Liebe würde keine so intensive sein, wenn sie nicht eine so große Liebe werden müsste, um selbst das Hässliche im Antlitze der bösen Men­schen zu überwinden. Das wird schon vorher vorbereitet, und den Schülern wird gesagt: Also dürft ihr nicht glauben, dass das Böse nicht im Schöpferplan begründet sei. Es ist darinnen, dass durch es einmal das große Gute sei.