Wen heute der Rassismusvorwurf trifft, der ist politisch und gesellschaftlich tot. Und genau darum scheint es zu gehen, nämlich die Waldorfschulbewegung und mit ihr die Anthroposophie in der Öffentlichkeit unmöglich und damit mundtot zu machen. Mich erinnert der gesamte Vorgang an eine Vorhersage Rudolf Steiners aus einem Vortrag am 4. 4. 1916: „Es wird nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art Verbot für alles Denken von Amerika (bzw. dem Westen, MHA) ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken. Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem, was heute rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird.” (zitiert nach: Ahriman – Profil einer Weltmacht, Urachhaus Vlg. 1996, S. 12).

Im übrigen ist nicht im geringsten einzusehen, weshalb ausgerechnet mündliche Äußerungen Rudolf Steiners, die
dieser in den Jahren 1908 und 1910 angeblich gemacht haben soll - wobei aber selbst dies nicht wirklich nachweisbar ist, da Rudolf Steiner die Stenogramme seiner Vorträge schon alleine aus Zeitmangel gar nicht selbst durchsehen und korrigieren konnte -, nun ausgerechnet auf den Index für jugendgefährdende Schriften kommen sollen.

Im Jahre 1986 erschien im Fischer Taschenbuch-Verlag, eine Dokumentation der im Jahre 1983 im Rahmen eines
'Kongress(es) der Völkerverständigung' in Witten, von Anthroposophen gehaltenen Vorträgen, unter dem vielsagenden
Titel "Europa und sein Genius. Die Volksseelenkunde der Anthroposophie - ein Beitrag zu einem schöpferischen
Frieden. Herausgegeben von Heinz Eckhoff" - seinerzeit waren diese beiden heute zur Indizierung vorgesehenen
Bände der Gesamtsausgabe (GA) Rudolf Steiners die wesentliche Grundlage für diese öffentlichkeitswirksamen
Vorträge. Weshalb, muß man sich fragen, kam es denn dann seinerzeit nicht bereits zu einer Indizierung?

Im übrigen müßte man - wollte man in dieser Hinsicht konsequent sein einige Werke deutscher Dichter und Denker (wie Goethe, Schiller, Hegel, Schelling, Fichte, v. Humboldt usw.) gleichfalls zur Indizierung vorsehen - und diese letzteren zählen bekanntlich zum Bildungskanon nicht nur deutscher Schulen und Hochschulen....

Es stellt sich also die Frage: was soll das Ganze?

Ich kann hierzu abschließend nur die zwei folgenden Studien empfehlen: Hans-Jürgen Bader/Lorenzo Ravagli/Manfred Leist: Rassendideale sind der Niedergang der Menschheit. Anthroposophie und der Antisemitismusvorwurf, ISBN 3-7725-1916-4 Hans-Jürgen Bader/Lorenzo Ravagli: Rassendideale sind der Niedergang der Menschheit. Anthroposophie und der Rassismusvorwurf, ISBN 3-7725-1917-2. Ich empfehle ausserdem noch folgendes Buch zur Sachlage: 'Die Überwindung des Rassismus durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners' von Pietro Archiati.

(Michael Heinen-Anders)

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